erobern

Ist das unsere Passion?

Gern verschweigen Eroberer, dass sie nicht nur das eigene Weltbild zu den Eroberten transportieren, sondern deren Weltbilder und Lebensweisen, ob sie wollen oder nicht, auch in ihr eigenes übernehmen. Dieser Vorgang ist auf lange Sicht wahrscheinlich sogar noch eindringlicher. Neue Potentiale und Gleichgewichte entstehen daraus, in denen sich Eroberer und Eroberte gleichermaßen und so gut wie möglich einrichten.

Für folgenschwerer halte ich bei militärischen Konflikten die Versuche, an den Feind Verlorenes zurückzuerobern und im Falle schneller Siege die hasserfüllte Vergeltung. In beiden Fällen verlieren die Überlebenden dauerhaft das seelische Gleichgewicht und die Aussicht, es irgendwann wiederzufinden.

Wer oder was bringt uns bloß zu der Überzeugung, diesmal könnte es für Palästinenser und Israelitinnen, Ukrainerinnen und Russen anders sein? Wer oder was täuscht uns immer wieder mit der Vorstellung, irgendwelche Ideen und Interessen könnten es wert sein, für sie das eigene Leben zu opfern? Denken wir, deswegen würden wir uns in irgendeinem Jenseits wiederfinden?

Apropos: Putins Vision, über Leid und Leichen hinweg einmal das Gebiet von Wladiwostok bis Lissabon unter eine Obhut zu bringen, halte ich gar nicht für so verschieden von der Wachstumslust der westlichen Industrienationen hinein in die unermesslichen, ressourcenreichen Weiten jenseits des Ural.

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Mit dem Schriftzug JETZT VERNETZTE ZIMMER KAUFEN vor Augen, erwache ich am frühen Morgen aus einem Traum. Sofort sind alle Zusammenhänge verschwunden. Vermutlich standen die vier Worte auf einem Plakat, aber ich weiß nicht mehr, ob es auf einer Demo getragen wurde oder übergroß an einer Hauswand hing oder in eine Bushaltestelle geklebt war oder zu einer Fernsehwerbung gehörte. Ich sehe nur noch den schwarz auf weiß kombinierten Imperativ vor mir und überlege, was er bedeuten könnte.

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leben und Leben lassen

Wer hat sich nicht schon unsterblich gefühlt? Wird uns auch immer wieder klar (gemacht), dass das Leben nicht anders als endlich sein kann, bleibt diese Einsicht letztlich doch unfassbar. Haben wir die Natur nicht hier und da schon überlistet, Grenzen verschoben und überschritten? Warum nicht auch die Sterblichkeit? Warum soll es uns nicht gelingen, das Leben in die Länge zu ziehen? Weiter und weiter? Weiterlesen

Risch

850 Jahre alt ist der Ort Risch im Schweizer Kanton Zug. 20 Kilometer von Luzern entfernt, hat er seit 2012 mehr als 10 000 Einwohner. ‚Städter‘ dürften sie sich deswegen nennen, möchten aber weiter lieber in einer ‚Gemeinde‘ leben und auch den Zusammenschluss mit der benachbarten Kleinstadt Rotkreuz nicht, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich erweitert hat und seit Ende des letzten ein wichtiger Pharma-Standort ist. Weiterlesen